Kunst, die nicht provoziert, ist Dekoration

Ein Dialog im Internet

Achim schrieb: 'Kunst, die nicht provoziert, ist Dekoration.'

Ralf antwortete: 'Würde ich so pauschal nicht unterschreiben wollen ...'

Achim weiter: 'Dekoration ist aus meiner Sicht auch Kunst.'

Irene bemerkt: 'Damit ist alles egal.'

Roland (ein Kunstmuseumsdirektor): 'Kunst stellt vor allem Fragen, ob diese dann provozieren, liegt im Auge des Betrachters ...'

Ich schalte mich ein: 'Als ich noch in Düsseldorf studierte hat einmal eine Professorin, die damals schon seit vielen Jahren eine international erfolgreiche und anerkannte Künstlerin war, während eines Akademierundgangs zu einer dort ausgestellten Arbeit gesagt: 'Was hat das denn mit Kunst zu tun?'

Dieses Werk war eindeutig dekorativ. Die Professorin weigerte sich den Raum in der das Werk ausgestellt war zu betreten und somit nicht Ihrer Pflicht als Jurorin nachzukommen. Sie war offensichtlich erheblich provoziert. Ist diese dekorative Arbeit jetzt doch Kunst? Nach der obigen Definition kann sie ja nicht beides sein.

Was ist, wenn plötzlich ein Kunstwerk auftaucht das eine Antwort gibt? Darf das sowas? Ist das Werk dann keine Kunst, weil es ja keine Frage stellt?

Wir sollten doch mittlerweile weit drüber hinaus sein zu versuchen die Kunst in Schachteln zu stecken und festzunageln. Wir wissen doch seit langem aus der Kunsthistorie, das die Kunst, zumindest die freie Kunst, sich immer wieder daraus befreit. Damit ist aber noch lange nicht alles egal. Es kommt vielmehr darauf an, das einzelne Werk zu betrachten und nach seinen Qualitäten, den Umständen und Zusammenhängen zu befragen, zu beurteilen und/oder zu empfinden.

Die Kunst in Ihrem vollen Umfang ist viel zu komplex, als das man sie per Definition über einen Kamm scheren kann, schon gar nicht in einem Satz. Das ist zugegebener Maßen sehr bequem, denn man muss sich nicht mehr bemühen um jene Kunstwerke, die nicht ins Schema passen. Allerdings wird man in gewissen Positionen dem Anspruch, den das Amt stellt, nicht mehr gerecht.

Kunstwerke, die einmal provokant waren, sind schnell zum Statussymbol geworden. Sie dekorieren nun jene, die es sich leisten können viel Geld für ihr Image auszugeben. Hier wird Provokation zur Dekoration. Provokation an sich sagt noch nichts über die Höhe der Qualität eines Kunstwerkes aus. Dekoration an sich will auch gar nichts anderes sein als Dekoration, jedoch kann die Dekoration ebenso für die Kunst eingesetzt werden wie die Provokation.'

Irene schließt ab: 'Danke für Ihren Beitrag Herr Dobrunz'
(zum Schutz der Personen wurden die Namen geändert.)

Zurück